Irrtum 1:  Hufkrebs ist eine tödliche Krebserkrankung

Die Bezeichnung Hufkrebs ist leicht irreführend, weil der Hufkrebs mit einer Krebserkrankung im eigentlichen Sinne nicht vergleichbar ist. Denn es werden keine Tumore gebildet und auch Metastasen sind nicht vorhanden. Die Entstehung ist lokal auf die inneren Stukturen des Hufes beschränkt und breitet sich teils rasant „blumenkohlartig“ über Strahl und Ballen aus. Neueste Wissenschaftliche Untersuchungen lassen den Verdacht zu, dass Papova-Viren (Gruppe der Warzenviren) und noch nicht spezifizierte bakterielle Erreger,für die Entstehung verantwortlich sein können. Die Behandlung gehört auf jeden Fall in die Hand eines erfahrenen Hufbearbeiters in Abstimmung mit einem Tierarzt, dann kann Hufkrebs durchaus heilbar sein.

Irrtum 2: Hufrolle ist eine Krankheit

Jedes Pferd hat eine Hufrolle. Die Konstruktion aus Hufbein, Strahlbein, Schleimbeutel,ansetzenden Bändern und tiefer Beugesehne wird so bezeichnet. Die tiefe Beugesehne kommt vom Karpalgelenk und setzt unten am Hufbein an. Kurz vor dem Hufbein läuft sie über eine Art „Umlenkrolle“, das Strahlbein, welches von einem Schleimbeutel geschützt wird.Deshalb heißt das Ganze auch Hufrolle. Krank ist ein Pferd nur dann, wenn es eine Hufrollenentzündung (Podotrochlose) hat. Dabei ist das Konstrukt aus Knochen, Sehne und Schleimbeutel – meist wegen Überbelastung – entzündet.Grundätzlich können alle Teile der Hufrolle erkranken, besonders oft ist das Strahlbein betroffen (Röntgenbild/Gefäßkanäle)

Irrtum 3: Weiße Hufe sind schlechter als Dunkle

Ist ein Huf weiß, so liegt das einzig und allein daran, dass im Horn keine Farbpigmente enthalten sind. Farbpigmente haben aber nichts mit Festigkeit zu tun. Dass immer noch viele Pferdebesitzer an die Schauergeschichten über weiße Hufe glauben, liegt einzig und allein daran, dass man Druckstellen, Hämatome und andere Veränderungen bei hellen Hufen besser und schneller sieht. In der Natur gibt es übrigens keine weißen Hufe. Diese Mutation ist ein reines Zucht-Produkt. Weiße Hufe sind als genauso gut oder schlecht wie dunkle Hufe.

Irrtum 4: Eisen sind gut für den Pferdehuf

Für die Gesundheit des Hufes – und für die Gesundheit des ganzen Pferdes – ist es entscheidend, das der Huf sich weiten und zusammenziehen kann. Eisen verhindern das. So einfach ist das. Wenn der Huf durch Eisen blockiert (zusammen genagelt) und eingeengt wird, beginnen die inneren Strukturen zu verkümmern. Der Pferdeorganismus wird schlechter versorgt, da die Blutzirkulation enorm beeinträchtigt wird. Die Strahlpolster schrumpfen und können Stöße nicht optimal absorbieren. Stell Dir vor, wie dein Bein nach 6 Wochen Gips-Ruhigstellung aussieht und jetzt müsstest du den Gips über Jahre tragen, was denkst Du wie dein Bein dann aussieht ?

Irrtum 5: Barhuf-Pferde laufen sich genug Huf-Horn selbst ab

In freier Wildbahn bei 16 Stunden Bewegung und vielen Kilometern am Tag mit unterschiedlichen Bodenverhältnissen ja. In der Box nein. Deshalb holt man alle sechs bis acht Wochen den Huforthopäden/Hufbearbeiter zum Ausschneiden.

Irrtum 6: Hufrehe ist eine Eiweiss Vergiftung

Zuviel Eiweiß tut keinem Pferd gut. Hufrehe ist allerdings, einfach gesagt, eher eine Zuckervergiftung, denn sie wird durch sogenannte Fructane, also Kohlenhydrate in den Pflanzen, verursacht. Diese sind je nach Wetterlage mehr oder weniger stark im Gras vorhanden. Scheint die Sonne und ist es warm und feucht, so betreibt jede Pflanze Photosynthese. Das heißt, sie wandelt die Energie der Sonne in Wachstum um. Scheint allerdings nur die Sonne und ist es dabei bitterkalt und trocken, so speichert die Pflanze die Energie in Fructan/Zucker ab. Sobald es wieder wärmer und feuchter wird, werden die Fructane aufgelöst und wieder ganz normal fürs Wachstum verwendet.

Irrtum 7: Huffett hält das Hufhorn feucht

Das ist falsch und eine Verkaufsstrategie der Industrie (weil Frauen so gerne Ihre Nägel schön sehen), den jede Art von Fett legt sich lediglich auf die Oberfläche der Hufwand und dient nur der Optik. Damit der Huf feucht oder elastisch bleibt, braucht er Wasser (ganz natürlich wie auf einer feuchten Wiese z.B.) So erhält der Huf am besten die notwendige Feuchtigkeit, indem man das Pferd morgens auch mal 30 Minuten lang auf eine taunasse Koppel bringt. Alternativ kann man es auch eine Weile in einen Bach stellen oder die Hufe mit Eimern wässern. In Wirklichkeit nimmt der Huf am meisten Feuchtigkeit über die Sohle und den Kronrand auf, den man zur optimalen Versorgung auch sehr gerne mit  einem hochwertigen Oliven od. Lorbeeröl /Salbe einmasieren kann. Übrigens Lehm gibt den Hufen die Feuchtigkeit am besten ab, während Sand den Hufen die Feuchtigkeit buchstäblich entzieht!

Irrtum 8: Der Strahl muß sauber ausgeschnitten sein

Das wünschen sich meist nur die Besitzer der Pferde, sie wollen gerne sehen das der Hufbearbeiter für sein Geld etwas getan hat und hinterher alles sauber und frisch aussieht. Natürlich sollten abgestorbene Hornrest, Horntaschen oder Fäulnisstellen penibel ausgeschnitten und entfernt werden, um Strahlfäule zu vermeiden.  Aber auf das zu starke „saubere“ Zurückschneiden der zähen, gummiartigen Hornsubstanz, sollte zum Wohle der Funktion (Duchblutungsfördernd & Stoßdämpfung) verzichtet werden.

Irrtum 9: Pferde mit schlechter Hufqualität können nicht Barhuf laufen

Viele der betroffenen Pferde werden nicht mit schlechten Hufen geboren. Meistens entstehen die Probleme durch schlechte Haltung, schlechte Ernährung und ammonjakverseuchte Einstreu und Luft. Ebens gut können bei einem Großteil, die Probleme durch einen Beschlag selbst herrühren. So wie ein menschlicher Barfußläufer erst durch das Gehen auf verschiedenen Untergründen Hornhaut entwickelt, stärkt sich auch der Huf auf gleiche Weise. Je mehr also die natürliche Hufmechanik (weiten und zusammenziehen, der Strukturen) stattfinden kann, umso mehr kann eine gute Durchblutung und Wachstum stattfinden. Grundsätzlich ist barhufgehen das gesündeste für ein Pferd- wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind.